Halbzeit

Am Freitagabend, den 08.04. kam der große Bus aus Eenhana auf unserem Schulhof in Walvis Bay an. Emily, die Freiwillige aus dem Norden brachte ihre 17 U15-Spielerinnen für unser Turnier am darauffolgenden Samstag mit. Übernachtet haben Emily, eine Lehrerin aus Eenhana, Malibali und ich zusammen mit den Kids in einem Klassenraum unserer Schule, welches uns netterweise zur Verfügung gestellt wurde. Für 20 hungrige Leute Nudeln zu kochen ist dann erst einmal gewaltig in die Hose gegangen. Das Wasser wurde einfach nicht warm… und an die Kälte mussten sich die Mädels aus dem heißen Norden erst einmal gewöhnen.

 

Am Samstagmorgen, nachdem zum Glück nicht alle erfroren sind – das kleine Klassenzimmer wurde nämlich schnell zum Pumakäfig, ging es los. Drei Eenhana-Teams spielten gegen sechs Walvis Bay-Mannschaften in einem 5 vs. 5 Turniersystem mit zwei Gruppen. Am frühen Mittag waren die Spiele vorbei - Platz eins und zwei wurden von Walvis Bay belegt, drei und vier von Eenhana. Die Sieger freuten sich riesig über einen kleinen Pokal und der Rest über die Hotdogs, die wir danach verspeisten. Von der Turnierlocation ging es an den Strand – im Norden gibt es das schließlich nicht.

 

Die „Anfangsschwierigkeiten“ („Die aus Wavis sind doof“, „die aus Eenhana können kein Fußball spielen“) legten sich plötzlich ganz von allein, als alle zusammen ins Wasser rannten, sich gegenseitig einbuddelten und als die Musikbox aufgedreht wurde, waren jegliche Überreste von Rivalität verschwunden. Abends ging es dann, nachdem sich unsere Fußballgirls verabschiedet hatten, an den Langstrand zwischen Swakopmund und Walvis Bay in die Dünen. „Miss Emilia, I have sand eeeeeeeverywhere“. Ziel erreicht. So muss es sein. Wenn du am nächsten Morgen noch Sand in der Hose findest, weißt du, du warst in Walvis Bay.

 

Abends fielen wir alle nach einem sehr anstrengenden Tag in unser Bettenlager, denn ein paar Stunden später, um 4 Uhr morgens, klingelte auch schon der Wecker. Nachdem sich die Eenhana-Girls gegen sechs auf den Weg gemacht hatten, ging es auch für Malin und mich schnell zum Sachen packen nach Hause, denn der Projektbesuch im Norden wartete auf uns.

 

Zusammen mit unserem Projektgründer Lenni, der für seine Masterarbeit nach Walvis kam, fuhren wir nach Okahao. Dort begleiteten wir Yannik und Leon für zwei Tage in ihrem Projekt an der Schule Njowa Nekoto.

Dienstag ging es zu den Ruacanafällen an die angolanische Grenze… wenn man schon mal in der Nähe ist. Am Abgrund zu stehen und auf den Kunenefluss hinunterzusehen, der die beiden Atlantikstaaten vonenander trennt, ist sehr beeindruckend. Selbstverständlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, durch ein Loch im Zaun nach Angola überzuschreiten - wir leben aber noch.

 

 

Am selben Tag machten wir uns auf den Weg nach Ongwediva, wo Hanna und Steffen an der Eluwa Resource School gehör- und sehbeeinträchtigte Kinder unterrichten. Schneller als gedacht lernten wir ein bisschen Signlanguage und konnten uns so auch mit den Kids verständigen. Eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre herrschte auch bei der ersten Schwimmstunde der hörbeeinträchtigten Kinder - niemand hat rumgeschrien oder dazwischen gequatscht, wie wir das von unserer Schule gewohnt sind. Am Mittwochabend fuhren wir weiter nach Eenhana, unserem letzten Projekt. Gut vier Tage nach unserem Turnier sahen wir Emily und viele ihrer Fußballmädels wieder. Donnerstag begleiteten wir Phil und Emily in ihrem Alltag an der Paulus Hamutenya Grundschule und unterstützten nachmittags das Fußballtraining auf einer Wiese. Playtime sponsorte zudem einen Ballsack, da ihre Bälle einige Wochen zuvor gestohlen worden waren.

 

 

Über Karfreitag sind wir mit den ehemaligen Nachbarn der beiden ins Village gefahren. Holzhütten, keine Toilette, kein Strom, kein Empfang, Ziege geschlachtet, Feldarbeit. So ungefähr könnt ihr euch das vorstellen (Bilder s.o.). Das war eine der besten kulturellen Erfahrungen, die ich hier bisher machen durfte.  Am Sonntag mussten wir uns leider schon wieder verabschieden, denn wir drei machten uns auf den Weg Richtung Etosha-Nationalpark. Für uns gab es dieses Jahr keine Osterhasen, sondern Osterelefanten.

 

 

Am 28.04. ging es für alle von uns ab nach Swakopmund zum Zwischenseminar in der Gecko Ridge – die Halbzeit unseres Freiwilligendienstes haben wir nämlich schon seit einiger Zeit überschritten. Es war sehr schön, die gesamte Truppe wieder zu vereinen und neben seriösen Seminarthemen wie Rassismus oder unseren Projekten hatten wir auch ne Menge Spaß zusammen. Andrew, der an unserem ersten Seminar schon eine Schnitzeljagd nur mit einer Landkarte organisiert hatte, war auch wieder dabei. Diesmal gab es keine Karte - wir mussten uns an den Sternen des Südhimmels orientieren. Da haben wir  doch nochmal richtig was fürs Leben gelernt. 

 

 

Am Sonntagmorgen, den 01.05. ging es für die meisten von uns nach Windhoek. Von dort aus sind wir montags dann zu unserem zweiten Roadtrip aufgebrochen. In den Süden des Landes.

 

Stop 1: Hardap-Damm, Keetmanshoop, Quivertree-Forest, Giants Playground

Stop 2: Fishrivercanyon, Ai-Ais Hotsprings

Stop 3: Orange River (Grenze zu Südafrika), Lüderitz

Stop 4: Naukluft Nationalpark, Wanderung (Hannas Geburtstag!)

 

Stop 5: Windhoek

 

Ich muss sagen, dass der Süden des Landes nachts zwar bitterkalt wird, aber die Landschaft, die Weite, das Gefühl von Freiheit, das man da verspürt, einfach unglaublich ist. Mir persönlich gefällt das Schlafen im Dachzelt, um nicht von Skorpionen aufgefressen zu werden, aber auch der Süden Namibias unglaublich gut und kann jedem nur empfehlen, sich das einmal selbst anzuschauen.

 

 

 

 

 

Hannas Geburtstag wurde mit fast der ganzen Truppe Samstagabend gebürtig gefeiert, bevor es dann am Sonntag für alle von uns wieder Richtung Heimat ging. Seitdem werden wir mit Arbeit überschüttet - Fußballtraining, Benotung in der Schule, Mannschaftsausflüge, z.B. in die  Klinik zum HIV-Test und vieles mehr - durch viele Feiertage und den Ferienbeginn am 10.06. lässt sich das aber wunderbar aushalten - es macht sogar richtig viel Spaß!!!